Jetzt steht die Tauchlehrerprüfung wirklich vor der Tür! Als Ende August unser zweiter Prüfer Flo zusammen mit seiner Freundin Edith auf Elba eintreffen, wird uns klar, dass es jetzt ernst wird. Die kommende Woche wird zeigen, ob sich unsere Anstrengungen zuvor gelohnt haben und ob wir selber bald stolze VIT-Tauchlehrer sind.
Ungefähr zwei Monate zuvor, es ist Anfang Juli und ziemlich heiß, sind zwei von uns Tauchlehrer-Anwärtern, Nadine und Uli, im kleinen etwas verschlafenen Örtchen Magazzini angekommen. In der Bucht direkt vor Magazzini liegt die schwimmende Tauchbasis Unica Diving Elba von Genny und Werner. Es ist eine Motorjacht, die wirklich alles an Bord hat, von den Flossen in Größe 3XS bis zum Kompressor. Robin, der dritte Tauchlehrer-Anwärter, war zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Wochen vor Ort zum Mitarbeiten. Es war ein schöner erster Abend in Magazzini, den wir ganz italienisch bei Tagliata, Fritto Misto, Pizza und gutem Wein im Restaurant Mare ausklingen ließen. Genny und Werner kannten wir schon von früher, jetzt freuten wir uns auf die nächste Zeit nicht nur als Gäste sondern als Mitarbeiter der Tauchbasis. Und natürlich freuten wir uns darauf viel zu lernen.
Zu lernen gab es genug. Mit dem Beiboot richtig fahren zu können, um die Gäste vom Steg in Magazzini abzuholen, zum Beispiel. Oder das Schiff an der Mooring festmachen, das ist halt doch komplizierter als ein Auto einparken. Wie man das Beiboot flickt haben wir auch gelernt, Uli hat das mindestens einmal die Woche machen müssen. Seemannsknoten mussten wir auch können. Robin wusste zwar bis zum Schluss nicht wie ein Palstek funktioniert, aber das war in der Tauchlehrerprüfung ja auch nicht gefragt. Bis auf die Knoten war Robin eine riesige Hilfe. Er kannte sich gut aus, da er im letzten Jahr schon mitgearbeitet hatte. So waren Nadine und Uli heilfroh, dass Robin schnell und unkompliziert erklären konnte, was man zu tun hatte. Nadine wurde derweil zur akribischen Flaschenfüllerin, bei ihr fehlte immer noch ein „µ“ bis die Flaschen voll waren. Bei ausführlichen Recherchen stellte sich heraus, dass ein „µ“ ca. 2,5 bar sein müssen. Kurz gesagt, es hatte ungefähr eine Woche gedauert, bis wir als Team eingespielt waren. Ab der zweiten Woche waren alle Handgriffe Routine und es fing an, richtig Spaß zu machen.
Zwei Ausfahrten täglich machten wir, eine am Vormittag und eine am Nachmittag. Meistens ging es zum Scoglietto, der gleich mehrere wunderschöne Tauchplätze bietet. Viel Fisch ist da immer, Barrakuda-Schwärme, Zackenbarsche, Muränen und manchmal kommen auch Adlerrochen vorbei. Mit den Gästen mit Taucherfahrung machten wir geführte Tauchgänge, so konnten wir da schon jede Menge Erfahrung beim Guiden sammeln. Mehr Herausforderung waren aber meistens die Gäste, die einen Kurs oder Schnuppertauchen bei uns machten. Da gab es vom Naturtalent bis zum Bewegungslegasteniker alles. Die theoretischen Grundlagen vermittelten wir unseren Kürslingen während der Fahrten zu den Tauchplätzen. So konnten wir sehr oft vormachen wie man die Maske ausbläst und warum Werner keine Probleme mit Haaren in der Maske hat. Mittags zwischen den Ausfahrten machte uns Genny immer was Gutes zum Essen. Das Essen vermissen wir übrigens ganz schön stark. Die Spaghetti Aglio Olio von Genny sind ein Traum und laut Werner macht sie das übrigens viel zu selten bis eigentlich nie. Wir können uns da nur anschließen, Aglio Olio gab es viel zu selten.
Und dann waren da diese schweizer Gäste! Deren Wortschatz haben wir, teils gewollt, teils ungewollt, irgendwann übernommen (sicherlich meistens auch noch falsch). Die Pressluftflasche hieß jetzt „Fläschli“, jede Yacht war ein „Bötli“ und alles was gut war, war jetzt „supprrr“. Um aber auch unter Wasser zum Ausdruck zu bringen, dass wir etwas „supprrr“ fanden, brachte uns ein schweizer Gast auf eine geniale Idee. Er meinte, es wäre doch ganz klar, man müsse nur so tun als reiße man sich das Hemd weg wie der „Supprrrmähn“ wenn er sich umzieht. Seitdem weiß jeder Gast von Unica Diving wie man zeigen kann, dass man unter Wasser etwas „supprrr“ findet. Ein neues Unterwasser-Zeichen war erfunden, wir fanden es natürlich auch „supprrr“.
Neben dem ganzen Tagesgeschäft mussten wir aber auch die Tauchtheorie verinnerlichen. Deshalb machten wir mindestens einmal pro Woche einen Lernabend auf dem Campingplatz, wo Nadine und Uli ihre drei Zelte aufgeschlagen hatten. Nicht selten endeten die Lernabende damit, dass Robin nicht mehr zurück aufs Bötli kam sondern im Hängemättli übernachtete. Das Wetter war daran nur beim ersten mal schuld.
So vergingen zwei Monate auf Elba wahnsinnig schnell und plötzlich war schon Prüfungswoche. Wir waren schon recht angespannt, als uns bei den von uns geführten Tauchgängen jemand ganz genau auf die Finger schaute. Uli schoss den Vogel ab, als er als Tauchguide als erster von der Plattform ins Wasser sprang, nur vergessen hatte die Flossen anzuziehen. Alle anderen fanden es lustig. Am dritten Tag machte das Wetter nicht ganz mit, bei Wind und Welle konnten wir keine Tauchausfahrten machen. Flo und Werner meinten aber, es wäre der perfekte Tag für die Theorieprüfung und unsere Vorträge. Na toll, wir wollten die Theorie eigentlich aufschieben, aber irgendwo hatten sie ja recht. Also ran an die Theorieprüfung. Bei Frage 3 unterzog uns Genny einem Stresstest. „Wollt ihr Pesto oder Linsensuppe zu Mittag?“ Uns war das in dem Moment eigentlich egal, wir waren gerade irgendwo bei der Klassifikation von Persönlicher Schutzausrüstung. Genny war es aber nicht egal, so debattierten wir eine Zeit lang die Vor- und Nachteile von Pesto gegenüber Linsensuppe. Wir haben alle 3 die Theorie bestanden und es gab dann Pesto. In den nächsten Tagen wurde das Wetter wieder besser und wir konnten Werner und Flo auch bei unseren OWD★-Kursen zeigen, was wir gelernt hatten. Natürlich, ganz perfekt war es nie, aber mindestens so gut, dass wir alle bestanden haben. Und wie sagt man jemandem, dass er die Tauchlehrerprüfung bestanden hat? Wenn es nach Flo und Werner geht natürlich unter Wasser. Bei einem Nachttauchgang, der angeblich auch einer unserer Prüfungstauchgänge sein sollte, haben uns Flo und Werner die Brevets übergeben, in einer wasserdichten Kapsel. Damit hätten wir nicht gerechnet.
Herzlichen Dank für die tolle Zeit! Herzlichen Dank für eure Unterstützung, vor Allem auch an Genny, die Seele von Unica Diving Elba.